Die Freien Wähler sind bei der Gemeinderatswahl in Bad Saulgau an der CDU vorbeigezogen. Mit zwölf Sitzen bilden sie die stärkste Fraktion, gefolgt von der CDU mit zehn Sitzen – zwei weniger als 2019. Und auch die SPD und die Grünen erhalten weniger Sitze. Die SPD hat vier (-2), die Grünen zwei (-2). Die Wahlbeteiligung liegt bei 55,7 Prozent.
Stephans Prophezeiuung
Bei der Talkrunde der „Schwäbischen Zeitung“ Bad Saulgau vor etwas mehr als drei Wochen hatte sich Michael Stephan, Kandidat der Freien Wähler, weit aus dem Fenster gelehnt und vorhergesagt, dass die Freien Wähler die stärkste Fraktion im Bad Saulgauer Gemeinderat werde. Er behielt Recht. Die Freien Wähler verbessern nicht nur ihr Ergebnis von zehn auf zwölf Sitze und von 30,8 auf 41,6 Prozent, sondern lösen damit auch die CDU als stärkste Fraktion ab. „Das ist ein sensationelles Ergebnis“, sagt die Fraktionsvorsitzende Elisabeth Gruber.
Gruber führt den Wahlsieg unter anderem auch auf „eine tolle Liste“ zurück. Es sei zudem ein historisches Ergebnis für die Freien Wähler. „Das hat es noch nie gegeben. Ich bin echt sprachlos“, ergänzt Gruber. Die Fraktion der Freien Wähler stellt auch die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen – Stefan Kabus (6450) und Baykal Ünal (5627).
Und die Freien Wähler werden nach der konstituierenden Sitzung im Juli von sechs neuen Räten vertreten sein – Michael Stephan, Ulrich Nickol, Markus Sommer, Christian Schmid, Thomas Mai und Michael Kleck. Stefan Schädler hingegen schafft es nicht mehr in den Gemeinderat.
Gutes Bewerberfeld
Auf Platz zwei liegt die CDU, die zwei Sitze und auch prozentual verliert – von 36,6 auf 34,9 Prozent. Unzufrieden ist ihr Fraktionsvorsitzender Dirk Riegger aber nicht. „Alles in allem haben wir den Verlust von Thomas Zimmerer, Regine Reisch, Alfons Reuter, Anton Baumgartner und Jürgen Acker gut verkraftet“, sagt Riegger. Dennoch habe die CDU ein gutes Bewerberfeld gehabt.
Es ist ein toller Gemeinderat, mit dem wir sicher gut arbeiten können.
Raphael Osmakowski-Miller
Ihm und vielen anderen Kommunalpolitikern sei der Effekt des neuen Bürgermeisters nicht klar gewesen. „Am Ende haben die Freien Wähler dann doch davon profitiert“, ergänzt Riegger, dessen Tochter Hannah es auf Anhieb in den Gemeinderat schafft. Außer ihr sind neu im Gemeinderat Jürgen Heim sowie über die Ausgleichsitze Ralf Neudörffer und Maximilian Nerlich. Nicht mehr im Gemeinderat ist Alfred Härle.
Mit seinem eigenen Ergebnis sei Riegger zufrieden. 2019 entfielen auf ihn 2467 Stimmen. Dieses Mal sind es 3415 Stimmen. Am meisten Stimmen bei der CDU erhält Larissa Lott-Kessler (4470). „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Gemeinderat in den nächsten fünf Jahren“, so Riegger.
Trotzdem erreicht die SPD ein historisches Ergebnis. Mit Johannes Koch zieht zum ersten Mal ein Kandidat aus dem Umland mit einem Ausgleichsitz in den Gemeinderat ein. Er ist demnach genau wie Stefanie Sick neu im Gremium. Marcus Haile schafft es nicht mehr in den Gemeinderat. Ob Schuttkowski in Zukunft Fraktionsvorsitzender der SPD sein wird, ist noch offen. Ginge es nach der Anzahl der Stimmen, wäre Bernhard Scherer (2343 Stimmen) an der Reihe, wobei Schuttkowski nur fünf Stimmen weniger hat.
Der Worst Case ist eingetroffen.
Wolfgang Schuttkowski
„Der Worst Case ist eingetroffen“, sagt Bernhard Schuttkowski von der SPD-Fraktion. Die SPD ist statt mit sechs noch mit vier Sitzen im Gemeinderat vertreten. Das drückt sich in Prozenten wie folgt aus: 2024 sind es 15,3 Prozent, vor fünf Jahren waren es noch 19 Prozent. Gründe für das Abschneiden der SPD gibt es laut Schuttkowski mehrere. „Es ist ganz offensichtlich ein Trend zu den Freien Wählervereinigungen erkennbar. Und auch der bundesweite Trend zeigt sich in der Abstimmung“, so Schuttkowski.
Zudem war die Liste der SPD mit 21 Bewerbern nicht voll. Und zwei Frauen, die Stimmen brachten, kandidierten nicht mehr: Helga Brey und Gerlinde Frühbauer.
Das Wahlergebnis der Grünen ist ernüchternd. Die Sitzzahl der kleinsten Fraktion halbiert sich von vier auf zwei. Prozentual verlieren die Grünen 5,6 Prozentpunkte (von 13,6 auf 8,0). „Ich bin natürlich enttäuscht“, sagt die Fraktionsvorsitzende Marika Marsovszki, die es über einen Ausgleichsitz in den Gemeinderat schafft. Martina Boos erhält ein Direktmandat.
Für die Grünen scheiden aus dem Gemeinderat damit Heike-Anita Nabholz und Michael Köberle. „Offenbar ist es uns nicht gelungen, unsere grünen Anliegen in der Bevölkerung präsent zu machen“, ergänzt Marsovszki, die aber weiterhin an diesen Themen dran bleiben will, „weil ich sich in Zukunft für sehr wichtig halte“. Man müsse in Ruhe überlegen, neue Wege zu gehen.
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KommunalwahlAlle Ergebnisse der Gemeinderatswahl im Kreis SigmaringenqKreis SigmaringenDie Grünen haben nach der Wahl noch ein weiteres Problem. Sie benötigen für die Fraktionsstärke drei Sitze, haben aber nur zwei. Wie es deshalb weitergeht? „Das müssen wir erst in aller Ruhe beratschlagen“, ergänzt Marsovszki, die den Freien Wähler fair zum Wahlsieg gratuliert.
Der Gemeinderat reduziert sich indes von 32 auf 28 Räte. „Das reicht aus“, sagt Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller, der ebenfalls allen gewählten Kandidaten gratuliert. „Es ist ein toller Gemeinderat, mit dem wir sicher gut arbeiten können.“
